Immer wieder stelle ich fest, dass Fehmarn gar nicht mal so bekannt ist, wie ich vermutet hatte. Viele wissen, dass es Inseln in Deutschland gibt, aber ob Nordsee oder Ostsee, ob Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein oder Niedersachsen – da kann die Einordnung schon schwierig werden.
Ich finde das schön! Es macht mir Freude, den Leuten von der charmanten Insel in der Ostsee zu erzählen, die kurz vor Dänemark liegt, eine wunderbare Natur hat und auf der man sooo viel erleben kann. Einmal hier gewesen, bleibt Fehmarn im Kopf. Es ist das kleine Inselglück, was große Erinnerungen schürt.
Wie viele Namen eine einzige Insel haben kann, habe ich erstmals auf dem neunzigsten Geburtstag meiner Oma erfahren. Terrassenwetter auf dem Festland nahe Kiel Anfang Mai, Sahnetorten auf dem großen Gartentisch und eine bunte Mischung an gutgelaunten Gästen – so sah es aus. Natürlich wurde angestoßen, denn Omi hatte die Neunzig geknackt! Süßes und Sekt – vier Generationen von Frauen auf einem Haufen, gekrönt von einer weltklasse Idee, die hieß Fehmarn.
Eine WhatsApp-Gruppe wurde gegründet und dann ging es los. Ich wurde zur Reiseplanerin ausgewählt, denn ich wohne schließlich auf Fehmar. Halt Stopp. Fehmar? Jipp. Eine langjährige Berliner Freundin meiner Oma hatte den Namen genauso gesagt – wiederholte Male. Wir Frauen wollten also nach Fehmar. Termin gefunden, Ferienhaus gebucht. Das Inselwochenende konnte starten. Ich erläutere kurz die Zusammenstellung der Achtertruppe (Omi und Omis Freundin blieben zuhause, wo es bekanntermaßen „immer noch am schönsten ist“): zwei Berlinerinnen (echte Berlinerschnauze inklusive), zwei Kielerinnen (mit herrlich norddeutschem Humor), zwei Landfrauen (lebenslustige Melkerin und hübsche Erdbeer-Managerin) und meine Mutter und ich (beide mit einem kleinen Hang zur Tollpatschigkeit). Großartige Runde!
Bei Ankunft gab es direkt den ersten Instagram-Post aus dem Ferienhaus, Standortmarkierung: Fehrmann. Ups! Da hatten wir noch eine neue Version und es wurde zum Spiel. Femann. Fehman. Femarn. Ferman. Auf „Fehmarn“ waren wir dann das ganze Wochenende nicht mehr. Omis Freundin kann sich auch bis heute nicht den richtigen Namen der Ostseeinsel merken, daher sprechen wir intern einfach alle weiter von Feeehmaaaar – für das gute Gefühl.
Das Namensding war aber nur der Anfang. Vor der Anreise war zu klären: Wie kommen wir auf die Insel? Die Berliner waren ja noch nie da gewesen. Bevor ich antworten konnte, hatte die Geburtstags-Oma ihre Geschichte schon parat, denn sie ist 1963 zur Eröffnung der Fehmarnsundbrücke mit meinem Opa und meinem Papa in der Isetta nach Großenbrode gefahren und war live dabei. Die Anfahrt war also geklärt – von Kiel nach Fehmarn braucht man eine Stunde und fünfzehn Minuten, die Autofahrt von Berlin nach Fehmarn wurde mit guten vier Stunden angesetzt.
Während der Zeit vor Ort, kamen dann weitere Diskussionen auf. Die Hauptstädter hatten im Freundeskreis erzählt, dass sie Urlaub auf Fehmarn machen. Da wurde oftmals die Frage gestellt: Liegt Fehmarn an der Nordsee oder Ostsee? Gibt es dort Ebbe und Flut? Die meisten Berliner fahren an die mecklenburgische Ostsee, daher ist Fehmarn als Ostseeinsel nicht direkt in aller Munde. So zumindest ist das unsere optimistische Erklärung zu Fehmarn und der Nordsee…
Bezüglich der Gezeiten, mussten wir uns tatsächlich nochmal genau belesen. Richtig spürbar ist der Tidenhub ja nur an der Nordseeküste, wo das Wasser wirklich verschwindet. An der Ostsee haben wir auch Ebbe und Flut, aber in viel geringerem Ausmaß und nicht wirklich sichtbar.
Wir schmissen die Google-Maschine an und landeten bei Wikipedia: „Die Gezeiten oder Tiden (…) sind die Wasserbewegungen der Ozeane, die infolge der Gravitation des Mondes und der Sonne durch die zugehörigen Gezeitenkräfte verursacht werden. Die Gezeiten wirken sich vorwiegend an den Küsten aus. Da der stärkere Einfluss vom Mond ausgeht, gibt es nicht in 24, sondern in knapp 25 Stunden zweimal Hochwasser und zweimal Niedrigwasser, denn der Mond steht erst nach durchschnittlich 24 Stunden 49 Minuten wieder an ungefähr gleicher Stelle am Himmel.“ So ist das!
Ein Artikel von SWR Wissen brachte uns dann die zufriedenstellende Antwort zur eigentlichen Frage, warum es an der Nordsee Gezeiten gibt und an der Ostsee nicht? Dort heißt es: „Wenn man auf eine Europakarte guckt, sieht man sofort: Von der Nordsee gibt es vor allem nördlich von Schottland eine sehr breite Öffnung zum Atlantik. Und von dort kommen bei Flut auch die Wassermassen. Die Ostsee dagegen ist fast ein Binnenmeer, sie hat nur eine relativ schmale Verbindung zur Nordsee. Ebbe und Flut wechseln sich ja bekanntlich ungefähr in einem 6-Stunden-Rhythmus ab. Denn ausgelöst werden die Gezeiten durch die Anziehungskraft des Mondes bzw. der Fliehkraft auf der Erde. Und in diesen 6 Stunden gibt es keine Chance, dass diese Kräfte so viel Wasser durch die relativ schmale Meerenge zwischen Dänemark und Skandinavien in die Ostsee "ziehen", dass es für eine ordentliche Flut ausreicht.“
Fazit: Es gibt zwar Gezeiten an der Ostsee, aber da bewegt sich der Meeresspiegel nur innerhalb von 10-15 Zentimetern.
Wir haben das geballte Inselwissen eingetütet und sind Kaffeetrinken gegangen. Fehmar hat allen sehr gut gefallen und sie wollen wiederkommen. Mal sehen, welche Fragen dann zu klären sind…
Bis dahin beste Grüße von der Ostseeinsel FehmarN!