© Tourismus-Service Fehmarn Sina Schweyer

Die Geschichte des fehmarnschen Rapshonigs

  • Genuss
  • Natur
Patrick Mai 2024

In den Herzen der Fehmaranerinnen und Fehmaraner ist Rapshonig fest verankert - somit ich bin keine Ausnahme. Seit meiner Kindheit erinnere ich mich daran, wie meine Oma in der Küche mit einem Glas Honig in der Hand saß und den hellen, cremigen Rapshonig auf meinen Zwieback strich. Diese süße Erinnerung begleitet mich bis heute, jedoch mit einem entscheidenden Unterschied: Ich bin jetzt selbst Hobbyimker und produziere meinen eigenen Rapshonig.

Seit sieben Jahren widme ich mich dieser Leidenschaft hier auf Fehmarn und ich bin damit in bester Gesellschaft. Mit ungefähr 30 Mitgliedern im Imkerverein Fehmarn von 1873 ist unsere Insel zweifellos eine Bieneninsel. Aber das ist noch nicht alles - während der Rapsblüte kommen auch Wanderimker aus verschiedenen Teilen Deutschlands, um ihre Bienenstöcke auf den Rapsfeldern aufzustellen und nach der Blütezeit wieder zu gehen. Auch dieser Honig wird dann zu Fehmarns feinem Rapshonig, auch wenn er nicht von Fehmarns eigenen Imkerinnen und Imkern stammt.

Wenn ich einen Monat wählen müsste, den ich als den schönsten auf Fehmarn bezeichnen würde, wäre das zweifellos der Mai. Denn im Mai blüht der Raps und die Bienenvölker gedeihen prächtig. Es ist die Zeit, in der Bienenschwärme eingefangen werden und Honig geerntet wird. Der Mai markiert den Übergang vom Frühling zum Sommer, und die Natur erwacht in voller Pracht - eine Zeit, in der wir besonders auf die Bienen achten müssen.

 

Doch wie genau kommt der Rapshonig in unser Glas? Warum ist er so hell und nicht flüssig?

Diese und viele weitere Fragen habe ich gemeinsam mit meinem Kollegen Dennis Cornils besprochen. Dennis ist ebenfalls Imker, und zusammen leiten wir nicht nur den Imkerverein, sondern unterstützen uns auch gegenseitig und möchten unsere Leidenschaft für die Imkerei mit allen teilen, die daran interessiert sind.

Unser Treffen findet natürlich am Bienenstand statt, dem Ort, an dem Imkerinnen und Imker ihre Bienenkästen aufstellen. Diese Stände befinden sich meist am Rand der Felder und sind oft gut versteckt. Während einer Radtour über die Insel kann man an fünf oder mehr Bienenständen vorbeifahren, ohne sie überhaupt zu bemerken. Besonders im Mai ist es faszinierend, die Bienenvölker zu beobachten. Gemeinsam nehmen wir die Waben heraus, inspizieren die Bienen und ihre Brut. Sind genügend Bienen vorhanden? Werden sie genug Honig produzieren? Die Antwort lautet: Ja! Die Bienenvölker wachsen rapide, denn die Bienenkönigin legt während dieser Zeit bis zu 2.000 Eier oder gar mehr pro Tag. Drei Wochen später schlüpfen dann bis zu 2.000 Jungbienen - jeden Tag!

Während ich die Honigwaben freudig in meinen Händen halte und insgeheim darüber nachdenke, wie viel Honig dieses Jahr geerntet werden kann, beobachtet Dennis interessiert die Brut der Bienen. Sein Schwerpunkt liegt auf der Zucht von Bienen.

In den Waben finden wir bereits den ersten Rapshonig. Dieser ist flüssig und klar, ganz anders als der, den wir aus dem Glas kennen. Auch beim Schleudern ist der Honig flüssig und goldgelb. Erst nach einiger Zeit im Honigeimer beginnt der Honig zu kristallisieren. Jetzt muss der Honig gerührt werden, damit er nicht steinhart wird. Die Kristalle bleiben zwar erhalten, aber durch das Rühren werden sie aufgebrochen, sodass der Honig cremig bleibt. Dieser Prozess wiederholt sich mehrmals über mehrere Tage, bis der Honig weiß und zartschmelzend ist und schließlich in die Gläser gefüllt werden kann.

 

Wann ist Rapshonig eigentlich echter Rapshonig?

Nun könnte man sich fragen, wie wir überhaupt wissen, dass es sich um Rapshonig handelt, da wir nicht wissen können, wohin die Bienen fliegen. Dennis erklärt: „Es ist richtig, dass wir nicht bestimmen können, wohin die Bienen fliegen sollen. Das entscheiden die Bienen selbst. Bei dem Raps handelt es sich aber um eine Massentracht. Alles, was zeitlich blüht, wie vielleicht Obstbäume oder der Weißdorn, kommt nicht in dieser Masse hier auf der Insel vor. Der große und überwiegende Teil, den die Bienen an Nektar sammeln, stammt zur Rapsblüte eben aus der Rapsblüte."

Es ist wichtig zu verstehen, dass Rapshonig, wie auch andere Sortenhonige, nicht zu 100% aus Rapshonig besteht, sondern möglicherweise nur zu 70% oder 90%. (Ab einem Anteil von 60% einer Sorte im Honig darf dieser nach der Sorte benannt werden.) Dies variiert - es ist ein Naturprodukt, und genau das macht es so besonders.

Nachdem wir die Bienenvölker überprüft haben, ziehen Dennis und ich unsere Imkerkleidung aus. Bienen können wehrhaft, und ein Bienenstich schmerzhaft sein und sogar gefährlich werden, wenn man mehrere Stiche erleidet. Daher ist es wichtig, einen Bienenstand nicht einfach zu betreten. Solltest du während einer Radtour Bienenkästen am Wegesrand entdecken, betrachte diese bitte aus der Ferne und nähere dich nicht. Auch wenn wir Imker Bienen züchten, die in der Regel sanftmütig sind, kann man nie wissen, wie die Bienen reagieren.

Auch das gehört zum Honig: Die Bienen wollen ihn gar nicht hergeben. Daher haben sie Stachel und Gift, um ihr Futter zu verteidigen. Aber bevor sich das schlechte Gewissen einstellt: Raps als Massentracht bedeutet auch, dass die Bienen wirklich massenweise Honig produzieren. Mehr als sie gebrauchen und verbrauchen würden. Hinzu kommt dann noch im Sommer der Sommerhonig. Aber das ist eine andere Geschichte.

 

Die Besonderheiten des Imkerns auf Fehmarn

Nachdem wir die Bienenvölker überprüft haben, diskutieren Dennis und ich die Besonderheiten des Imkerns auf Fehmarn und die Rolle des Raps. „Die Insellage ist von Vorteil, denn Bienen fliegen ungern über längere Strecken Wasser“, erklärt Dennis. „Das bedeutet, dass unsere Bienen auf der Insel bleiben und keine von außerhalb kommen. Natürlich gibt es die Wanderimker, aber sie verlassen die Insel nach der Rapsblüte wieder.“ Dennis betont, dass es in unserer Imkergemeinschaft in unserer Hand liegt, wie wir mit den Bienen umgehen und welche Bienenarten wir auf der Insel halten.

Und für diejenigen, die Honig mit gutem Gewissen kaufen möchten, gibt es einige Punkte zu beachten:

  • Kaufe regionalen Honig, idealerweise aus Deutschland. Dadurch weißt du genau, was du bekommst: echten Honig, ohne Zusätze. Leider wird importierter Honig oft mit Sirup gestreckt. Achte auf Etiketten mit der Aufschrift „Deutscher Honig“ oder „Honig aus Deutschland“.

  • Wenn du speziell fehmarnschen Rapshonig von einem lokalen Imker erwerben möchtest, suche nach Etiketten mit dem Namen und der Adresse des Imkers. Dies muss darauf stehen. Der Imkerverein kann dir dabei behilflich sein.

  • Wenn der Raps blüht, dann machen die Bienen gerade den Honig. Er ist also noch nicht fertig. Wenn man also Rapshonig von der Insel haben möchte, dann ist ab Juni die Chance am besten. Danach werden die Vorräte immer kleiner und gerade wir kleinen Imker haben zum Jahresbeginn alles verkauft. Daher kommt es zu der Situation, dass zur herrlich duftenden Rapsblüte nicht alle Imkerinnen und Imker Rapshonig zum Verkauf haben.

Dennis und ich verabschieden uns, und ich gönne mir am Abend eine ganz besondere Leckerei: Honig direkt aus der Wabe. Mit einem Löffel kann ich den frischen Honig zusammen mit dem Wachs genießen. Ein Teelöffel Honig entspricht der Menge, die eine einzelne Biene in ihrem Leben sammelt - etwa drei Wochen lang, mit täglich bis zu 3.000 Blütenbesuchen und bis zu 8.000 Kilometern Flugstrecke. Diese Leistung einer Biene ist für uns nur ein Teelöffel. Honig ist wertvoll und sollte geschätzt werden. Daher genieße ich jeden Moment davon. Er schmeckt mild, leicht blumig und natürlich süß. Auch dieses Jahr wird es wieder einen köstlichen Rapshonig geben, und darauf freue ich mich schon jetzt.

Lasst es euch schmecken!
Euer Patrick

 

Kommentare

Geben Sie Ihre Brise dazu und lassen Sie uns schnacken! Wir freuen uns drauf.

Gästestimme abgeben

* Pflichtfelder

Alle Gästestimmen lesen
  • Helmut Döring
    09.05.24, 19:40

    Hallo, ich komme schon seit etlichen Jahren nach Fehmarn. Noch nie bin ich ohne einige Gläser Fehmarn Rapshonig von der Insel nach Hause gefahren. Mittlerweile muss ich auch für meine Enkelkinder immer einige Gläser mitbringen. Vor 3 Jahren habe ich Den

Das müssen meine freunde sehen!

Schöne Geschichten sollte man teilen - finden Sie nicht auch?

Sie benutzen offenbar den Internet Explorer von Microsoft als Webbrowser, um sich unsere Internetseite anzusehen.

Aus Gründen der Funktionalität und Sicherheit empfehlen wir dringend, einen aktuellen Webbrowser wie Firefox, Chrome, Safari, Opera oder Edge zu nutzen. Der Internet Explorer zeigt nicht alle Inhalte unserer Internetseite korrekt an und bietet nicht alle ihre Funktionen.