© Michael Majewski

Die Entstehung des Fehmarn-Schriftzugs

  • Sehenswertes
Conny Juni 2024

Welcher Fotopoint auf Fehmarn ist der schönste? Bewegen wir uns an der Küste rund um die Insel kommen wir im Süden vorbei an einem karibischen Sandstrand, treffen im Osten auf eine wild-romantische Steilküste, folgen im Norden einer mit Seen durchsetzten Küstenlinie und treffen im Westen auf eine teils liebliche und teils raue Küstenformation. Im Inselinneren fallen uns Kirchen, Höfe und Leuchttürme ins Auge, die festgehalten werden wollen… vieles hat etwas „inseltypisches“ und lohnt sich fürs heimische, digitale Fotoalbum mitgenommen zu werden.

Es stellt sich dabei natürlich die Frage: Warum brauchen wir ihn eigentlich bei so viel vorhandenem Reichtum… einen FEHMARN-Schriftzug aus Holzbuchstaben? Diese Frage lässt sich natürlich schnell beantworten, wenn ihr das erste Foto geknipst habt ;) Und wie ist er eigentlich entstanden? Die Entstehung wollen wir euch hier vorstellen.

 

Der große neue Fehmarn-Schriftzug befindet sich ab jetzt am Ortseingang in Burgtiefe und ist somit nicht zu übersehen. Die sieben massiven Holzbuchstaben wurden in der zweiten Juniwoche von den Mitarbeitenden des Bauhofs des Tourismus-Service Fehmarn aufgestellt. Im Hintergrund des Schriftzugs mit Ausrichtung auf den westlichen Binnensee lassen sich unter anderem der Yachthafen Burgtiefe, der Hafen Burgstaaken und die Kohlhof-Insel gemeinsam in einem Bild festhalten.

Ausschlaggebend bei der Standortwahl war neben der „fotogenen“ Umgebung unter anderem eine barrierefreie Erreichbarkeit. Die Grafikerin des Tourismus-Service Fehmarn Astrid Quevedo de Paniagua hatte vor über einem Jahr die Idee zu diesem Projekt. Inspiriert aus anderen Orten fertigte sie die ersten grafischen Ansichten an, aus denen hervorging, wie der Schriftzug aussehen könnte. Nach weiteren Ideenrunden konnte mit der konkreten Umsetzung begonnen werden.

 

Eine Tischlerei auf Fehmarn fertigte die Buchstaben direkt auf der Insel

Für die Herstellung des Schriftzugs wurde die in Landkirchen ansässige Tischlerei Barkow beauftragt. Mario Barkow betreibt die Werkstatt seit rund 15 Jahren, übernommen hat er sie von seinem Vater. Der Fokus seiner Arbeit liegt darauf, Möbel zu bauen, aber auch Fenster und Treppen sind immer gefragt. Die Arbeit im Tourismusumfeld bietet kreative Möglichkeiten, weil die Kunden öfter etwas Besonderes beziehungsweise anderes haben wollen als die Standardeinrichtung. So kann er sich oft zu originellen Ideen seine eigenen Gedanken zu ihrer Umsetzung machen.

Um euch die weitere Entstehung des Fehmarn-Schriftzugs etwas näher zu bringen, haben wir Mario Barkow gebeten, uns von seinen Erfahrungen bei der Arbeit mit den großen hölzernen Buchstaben zu berichten.

Hast Du das erste Mal einen Auftrag wie diesen bekommen, also einen Auftrag der „etwas aus der Art“ Deiner sonstigen Arbeit schlägt?

Wir fertigen prinzipiell auch individuelle Möbelstücke aus Material, das der Kunde mitbringt. Von daher war der „künstlerische“ Aspekt nicht ganz artfremd, aber natürlich in einer Höhe von 1,20 Meter und die Buchstabenform für uns etwas Neues. Man muss schon etwas Erfahrung haben, um speziell mit diesem Holz, dem Bongossi-Holz, zurecht zu kommen. Das betrifft insbesondere die Verarbeitung mit dem Leim und den Federn.  Insgesamt fand ich das Projekt spannend, auch wenn es zum Teil im wahrsten Sinne des Wortes „schwer“ bzw. mühselig war die Buchstaben immer mit zwei Personen zu schleppen. Jedes einzelne Stück wiegt enorm viel. Aber wenn mich das Projekt nicht so überzeugt hätte, hätte ich es auch gar nicht angenommen. ;)

Wie ist genau der Produktionsprozess eines Buchstabens? 

Zuerst wird die lange Holzbohle auf die benötigte Länge gekürzt. Mit einer Formatkreissäge wird anschließend zugesägt. Um die einzelnen Teile zu verbinden werden ebenfalls aus diesem Holz gefertigte Federn eingefügt und anschließend zusammengeleimt. Ohne Federn würde es wahrscheinlich nicht zusammenhalten. Um Druck aufzubauen bei der Verleimung wird mit Schraubzwingen gezwingt. Vorher wurde alles gerundet, geschliffen und angepasst. Wir haben soweit möglich versucht, auch die Oberfläche zu erhalten, dass es nicht zu neu aussieht und um den Charme des „Alten“ zu erhalten. Eventuell muss man noch einmal nacharbeiten, wenn der Buchstabe steht. Hinsichtlich der Verbindung der jeweiligen Buchstabenelemente wurden die Buchstaben unterschiedlich erstellt: das „F“ zum Beispiel wurde in zwei Hälften übereinandergelegt, das „M“ und das „N“ werden wiederum durch Federn zusammengehalten. Die Buchstabengröße haben wir jeweils etwas angepasst, z.B. wurde das „M“ etwas breiter angefertigt, um hier zu optimieren.

Wie ist die Erfahrung mit Bongossi Holz zu arbeiten? Welche Eigenschaften und besonderen Herausforderungen weist diese Holzart auf?

Wir arbeiten wenig damit, weil es ein Hartholz ist, im See- und Wasserbereich ist es jedoch das beste Holz, weil es nicht gammelt, sondern nur verwittert. Im Bereich Steganlagen und Handläufe wird es deshalb besonders oft verarbeitet. Zudem ist diese Holzart so schwer, dass sie im Wasser untergeht.

Für den Zweck des Schriftzugs ist es das beste Holz denke ich. Man muss sich nicht explizit um die Haltbarkeit kümmern, es verwittert nur etwas und man muss es nicht behandeln. Eine solche Haltbarkeit wird ansonsten nur durch eine spezielle Oberflächenbehandlung erreicht. Der Nachteil ist aber, dass man keine Schraube richtig reinbekommt und man muss mit schwerem Gerät daran arbeiten, um eine Struktur hineinzubekommen. Das bedeutet, dass Fräser und Schleifmittel hier schneller stumpf sind als bei anderen Holzarten.

Exkurs:

Bongossi Holz ist ein äußerst vielseitiges Material, das im Hochbau, Gartenbau, Bootsbau und Wasserbau eingesetzt wird. Es zeichnet sich durch seine Beständigkeit gegen Salzwasser aus und ist daher besonders begehrt in der maritimen Industrie. Bongossi Holz ist bekannt für seine lange Lebensdauer und Nachhaltigkeit. Für den Bau des Schriftzugs wurden Holzreste von Bongossi Holz verwendet, mit dem Strand-Stege erneuert wurden. Der Schriftzug hat eine Gesamtlänge von 8,30 Meter mit einem Gesamtgewicht von 595 kg. Jeder einzelne der sieben Buchstaben wiegt rund 85 kg. Die Höhe der Buchstaben beträgt 1,20 Meter. Um die enorm schweren Buchstaben zu stabilisieren wurden an jedem Buchstaben jeweils zwei stabile 85 cm lange Edelstahlstützen angebracht. Diese, wie auch die Buchstaben, wurden mit 9 Betonplatten mit einem jeweiligen Gewicht von 200 kg verschraubt.

Vielen Dank, Mario, es war spannend Dich bei Deiner Arbeit etwas zu begleiten und so einen fachlich differenzierten Blick auf das Projekt zu erhalten.

Jetzt wünschen wir uns natürlich nur noch, dass ihr (euch) bald selbst ein Bild von den sieben Buchstaben machen könnt und natürlich euer aktuelles Lieblingsurlaubsbild dabei herauskommt!

Bis bald auf der Sonneninsel, eure Conny

 

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